- Leserbrief

Chico


Im Jahre 2001 erschien in meiner Praxis Frau Renate Sommer, wohnhaft in Hamburg Langenhorn, mit ihrem Hund Chico.

Chico ist ein Boxer-Rottweiler-Mix von sehr kräftiger Statur und einem grossen Kopf.
Frau Sommer war in grosser Sorge, daß die Administration ihr den Hund wegnehmen können: irgendein selbsternannter Hobbykynologe hat ihr wohl gesagt, es handele sich bei Chico um einen American Staffordshire Terrier.

Chico zeigte sich als schmusiger, spielfreudiger Hund, er ging auf Menschen und Tiere (meine Hunde) ohne jede Signale einer Störung zu und forderte alle zum Spielen auf. Frau Sommers Gesicht war nass von Tränen.

Sie bekam von mir ein Papier, dass es sich bei Chico um einen Boxer-Rottweiler-Mix handelte.

Einige Tage später erfuhr ich, dass die Hamburger Administration Chico "einkassiert" und in die Harburger Halle verbracht hatte.

Ein tierärztlicher Kollege hatte wider den Berufsethos willkürlich und im Auftrage seines Dienstherrn Chico als American Stafforshire Terrier "deklariert".

Rechtsanwalt Rockel klagte für Frau Sommer im Verwaltungsgericht und bekam nach 4 Jahren für Frau Sommer Recht: es gab keine rechtliche Handhabe, diesen Hund Frau Sommer wegzunehmen.

Inzwischen verbrachte Chico sein Leben in Käfigen unterschiedlicher Couleur zuletzt und immer in Einzelhaft im Hamburger Tierschutzverein.

Es passierte, was kommen musste, es wurden mit ihm "Wesenteste" gemacht, die natürlich negativ ausfielen, zumal Chico den Heimtierchef Wolfgang Poggendorf angegriffen hatte: "nur ein Zufall hatte ihn davor bewahrt, dass Chico ihm die Kehle durchbiss." (Zitat Poggendorf) Ob das wohl stimmen kann?
Auch soll Chico den Kinderwagentest nicht bestanden haben.


Mir war klar, was gelaufen war und erinnerte mich an die Feststellungen von Frau Fleig/ Kynosverlag und anderer versierter Kenner der Hundeseele: "Niemals würde ein Hund ein Kind, das in einem Kinderwagen "brüllt", angreifen.
Die selbsternannte "First Lady der Verhaltenskunde" aus Kiel, meinte, dass ein Tonband-Recorder und eine "vollgeschissene Windel" ausreichen, um die Szene "Kind im Kinderwagen, brüllend", nachzustellen.

Dieser Unfug führte dazu, dass Chico und andere Hunde doch den Tonbandrecorder angriffen, wobei ich als Vater von 4 Kinder sagen kann: Kindergebrüll kann wahnsinnig nerven.
Ich habe meinem Sohn Steven mal "eine geklatscht" als er sein nahezu terroristisches Gebrülle nicht stoppen wollte. Das hat dazu geführt, dass Steven sich zu einem brillianten Akademiker der Veterinärmedizin entwickelte....

Im weitesten auf Chico übertragen: keiner wagte ihm "eine zu klatschen" als er sich vom Kindergebrüll angenervt - aber auch von allen Seiten (mal sehen, was er dann macht..) über den Recorder hermachte.
Die Szene erinnert mehr an "Such das Mäuschen" als an ein aggressives Verhalten mit Tötungsabsicht.

Für die anwesenden Reporter und Mütter und Großväter von Kleinkindern, solche Leute wie Günther Jauch oder Bärbel Höhn muss dieses Schauspiel besonders eindrucksvoll gewesen sein.

Es stellt sich hierbei die Frage, ob die beteiligten Personen der Wesensteste im Hamburger Tierschutzverein überhaupt wissen, was sie da tun.

Heute muss ich vermuten, dass die Durchführung des Wesenstestes im Hamburger Tierschutzverein von unkritischen Laien ausgeführt wurde, die Verantwortliche, jene First Lady der Verhaltenskunde, hatte sich da etwas Feines ausgedacht, was ich ohne rot zu werden als ganz ganz grosse Scheisse bezeichne.

Mit diesem Wesenstest über Leben oder Nichtleben eines Hundes zu befinden ist pervers, da unwissenschaftlich, willkürlich und am Wesen des Hundes völlig vorbei.

Da halte ich mich doch lieber an die psychologischen Teste von Prof. Hackbarth in Hannover, der schon vor Jahren feststellte, dass nur das Gespann Hund-Halter relevant sein kann.

Vor zwei Tagen rief mich Frau Sommer an und sagte, man wolle ihr den Hund trotz des Verwaltungsgerichts-urteils seitens der Behörde (Bezirksamt Nord) wieder wegnehmen, denn man bestünde dort darauf: sie hätte ja gar keine Haltererlaubnis und diese wolle man ihr auch nicht geben ergo müsse der Hund eingezogen werden.

Sie bat mich um Hilfe und ich übernahm von ihr den Hund in meine Obhut. Herr Rockel, der Rechtsmittel gegen diese perfide Amtsentscheidung einlegt, sagte mir: es kann Wochen dauern bis Chico mit Frau Sommer frei von Nachstellungen leben kann.

Chico hat sich bei uns gut eingelebt. Er ist ein überaus fröhlicher Hund, weidlich mißtrauisch gegenüber Männern, fordert unsere Hunde zum Spielen auf und ist gut Freund mit Jedermann. Von aggressivem, also übersteigertem Aggressionsverhalten keine Spur.

Meine Hündin neckt ihn und beisst ihn in die Halshaut. Er toleriert es und rangelt so mit ihr über den Rasen.

Chico sieht aus, als stecke das absolute Böse in ihm: seine Physiognomie hat etwas Satanisches an sich, kein Wunder dass manche Menschen vor ihm Angst haben. Es bedarf einer gewissen Gewöhnung denke ich, ihn ohne Furcht anzusehen. Er erinnert an das Bild von dem Hund von Baskerville aus dem gleichnamigen Film der 50er Jahre: Das Baskerville-Syndrom ist eine inzwischen eine beschriebene psychische Erkrankung der Menschen, die eine panische Furcht vor Hunden haben- so geht es mir durch den Kopf.

Die Sache mit Chico und übrigens auch die Sache mit Sugar zeigt, wo wir in Hamburg in puncto Tierschutz gelandet sind.

Im Hamburger Abendblatt tönen Herr Michael Fuchs CDU und Genosse Dressel SPD : "Tötet ihn"
Sie missachten in der ihnen typischen Weise die Rechtsauffassung des Gerichtes und hetzen Großväter, Väter, Mütter und andere auf: Homeland-Security-Act á la Bush?

Diese Politheinis müssen zur Verantwortung gezogen werden. Am Besten wir werfen sie bei nächster Gelegenheit aus der Bürgerschaft hinaus.

Dass man eine verkomme und verlogen und erkaltete Admistration haftbar machen kann haben wir ja auch nach der Nazi-Zeit in Deutschland nicht oder nur kaum erleben dürfen. Aber auch hier ist Widerstand angesagt. Diejenigen Amtstierärzte, die heute noch im Auftrage der Hamburger Admistration Mischlinge zu AMStaffs oder Pittys machen mit den bekannten Folgen für das Lebewesen und den Halter, müssen wissen, dass ihr Tun nicht vergessen werden wird. Spätestens dann, wenn die politischen Verhältnisse in Hamburg grundsätzlich geändert sind - sind auch diese Burschen ´dran.



Mit freundlichen Grüssen aus Hamburg-Rahlstedt zum 10.8.05

Dirk Schrader
-Tierarzt-

 

 

 

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